Dichter, weißer Rauch steigt auf und verdeckt die Sicht auf die Scheune neben Spahn's Kaffeepott. Die Schreie eines Verletzten sind zu hören. Doch Hilfe ist in Sicht: Die Feuerwehr rückt an. Drei Fahrzeuge aus Ostbevern rauschen mit Blaulicht und Martinshorn heran, um die Flammen zu bekämpfen und den Menschen zu helfen. Schläuche werden mit routinierten Griffen ausgerollt, schnell ist der erste Löschangriff aufgebaut, während eine zweite Mannschaft unter Atemschutz in die Scheune eindringt. Sie stellt fest, dass nicht nur eine Person verletzt ist, sondern eine zweite vermisst wird. Immer mehr Feuerwehrleute rücken an, um das Feuer zu bekämpfen.
Das ist das Szenario einer Übung, die die Feuerwehr aus der Bevergemeinde für die eigene Jugend angesetzt hat. Schon die Jüngeren in Reihen der Wehr sollen ein Gefühl dafür bekommen, was auf sie als zukünftige Feuerwehrleute zukommen kann. Die Organisatoren der Übung haben für diesen „Trainingstag“ ein ganzes Bündel an Notfällen geschnürt – das Feuer bei Spahn´s Kaffeepott ist nur eine von vielen Aufgaben. Die Besonderheit dieser Übung: Die Jugendlichen der Telgter Feuerwehr sind mit im Boot, wurden als Unterstützung angefordert. „Unser Tag begann früh“, schmunzelt Jugendgruppenleiter Ronny Wilksch. Bereits um 8.30 Uhr wurden die 22 Jugendlichen zu ihren ersten Einsätzen gerufen: „Es war gleichzeitig ein simulierter Unratbrand sowie ein Unfall, bei dem Betriebsstoffe ausgelaufen sind“, erläuterte der Jugendchef. Viel Pause war den Jugendlichen nicht vergönnt: Knapp eineinhalb Stunden nach der ersten Alarmierung die zweite Übung: Es brannte eine Holzhütte. „Die Flammen waren durchaus real, auch wenn die Jugendlichen natürlich noch nicht löschen dürfen“, so der Jugendgruppenleiter. An dieser Stelle hätten Erwachsene die Junioren unterstützt. „Aber unser Nachwuchs war gefordert, die Wasserversorgung aufzubauen.“ Nach dem Brand geht es Schlag auf Schlag weiter, zahlreiche mögliche Fälle werden simuliert: Baum auf der Straße, Wasser im Keller, vermisste Person im Wald. Und um Mitternacht ein Unfall mit einer in einem Pkw eingeklemmter Person. „Wir wollen unseren Jugendlichen etwas bieten: Sie opfern ihre Freizeit und möchten natürlich auch etwas erleben“, so Wilksch. Training und Spaß stünden gleichermaßen im Vordergrund. Aber es werde durchaus ernsthafte Ausbildung betrieben. „Dazu gehört dann auch schon einmal der trockene Stoff von Dienstvorschriften.“ Vom reibungslosen Ablauf, der nur von kleinen Unsicherheiten unterbrochen wird, ist aber nicht nur die Feuerwehr angetan: Bürgermeister Joachim Schindler, der zu den Zuschauern gehörte, freute sich über das Engagement und die Begeisterung des Nachwuchses. „Wir können nur gut für die Zukunft gerüstet sein, wenn wir schon jetzt für den Nachwuchs sorgen“, sagte der Erste Bürger. Ostbevern sei zum Glück gut aufgestellt. „Ich finde es toll, dass sich Jugendliche in der Feuerwehr dem Dienst am Nächsten verpflichtet fühlen.“ „Es ist für den Nachwuchs unserer Wehr extrem wichtig, dass er üben kann. Wie sollen die jungen Menschen es sonst lernen?“, sagte Hubert Spahn, der Besitzer der „verbrannten“ Scheune. Es sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass die Feuerwehr bei ihm üben dürfe. „Denn im Notfall, und davon kann ich, kann jeder betroffen sein, muss alles klappen.“
Text und Bilder: WN, Claus Röttig